Wohnungsbau als Motor für die Innenentwicklung in ländlichen Regionen

Wohnungsbau in ländlichen Regionen im Fokus der 3. Wohnungsbaukonferenz

Text: Lutz Braun, Stadtplaner und Mitglied im Forum bauen-für-alle.de

Informieren, kommunizieren und Impulse geben, das waren die Anliegen der Konferenz unter dem Motto „Wohnungsbau als Motor für die Innenentwicklung in ländlichen Regionen“ am 12. November 2019 in Neubrandenburg.

Der Vorsitzende des Vereins „Forum für Wohnungsbau, Städtebau und Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern – bauen-für-alle. de“, Wolfgang Oehler, begrüßte die rund 80 Teilnehmer*innen aus Bauämtern, Planungsbüros, Wohnungsunternehmen sowie von Sanierungsträgern. „Der Wohnbau im ländlichen Raum hat nur dann eine Entwicklungsmöglichkeit, wenn ebenfalls Infrastruktur, Mobilität und Beschäftigungsmöglichkeiten mitgedacht und gefördert werden“, führte Oehler in das Fokusthema der Konferenz ein.

Die Schirmherrschaft der 3. Konferenz übernahm Silvio Witt, Oberbürgermeister Neubrandenburgs. Er stellte die aktuelle Fortschreibung des Flächennutzungsplanes der Vier-Tore-Stadt und deren Bearbeitungsprozess unter dem Motto „Neubrandenburg – 70.000 – mehr Bühne fürs Leben“ vor, die Mitte 2019 mit breiter Bürgerbeteiligung gestartet ist. Auf die Bedeutung des Oberzentrums für das Umland ging er ausführlich ein und stellte die Aktivitäten im Städtenetzwerk DA. SEIN in der Mecklenburgischen Seenplatte ebenso vor, wie die Vorhaben der Kooperationen mit den unmittelbar angrenzenden Nachbargemeinden.

Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, gab einen Überblick zu Chancen des ländlichen Raumes anhand vielfältiger Beispiele in Deutschland und stellte die aktuelle Publikation „Besser bauen in der Mitte“ in direkten Bezug zum Anliegen der Konferenz.

Steffen Laser, Landesgeschäftsführer M-V des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, VNW, verwies auf aktuelle Herausforderungen der Mitgliedsunternehmen in Mittel- und Grundzentren in M-V.

Einen Blick auf die mit großer Aufmerksamkeit diskutierte Initiative „Berlin größer denken“ unternahm Dr. Ullrich Vetter, Geschäftsführer der Förder- und Entwicklungsgesellschaft Vorpommern-Greifswald. Die Initiative widmet sich dem Wachstumspotenzial von Berlin mit Ausweitung auf das südliche Vorpommern.

Fach-Foren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Forum 3

 

Drei anschließende Foren mit Impulsvorträgen gaben den Teilnehmenden die Möglichkeit zum vertiefenden Austausch. Jana Renner, stellvertretende Büroleiterin der BIG Städtebau GmbH in Neubrandenburg, stellte im Forum 1 die Wohnungsbaustrategie des kleinen Grundzentrums Woldegk vor. Konkrete Maßnahmen in Woldegk wurden ergänzt durch Caroline Wandzik, Geschäftsführerin der GEWOS GmbH. Für den Praxisbezug standen dann der Bürgermeister der Stadt Woldegk, Dr. Ernst-Jürgen Lode und der Leiter des Bauamtes, Manfred Balzer, in der Diskussion Rede und Antwort. Die Moderation übernahm der Rostocker Architekt und Innenarchitekt Claus Sesselmann, Mitglied im BDA.

Welche Erfahrungen aus Neubrandenburger Stadtentwicklungsvorhaben für andere genutzt werden können, war die Fragestellung im Forum 2. Der Vorstandssprecher der Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft eG NeuWOBA, Rene Gansewig, stellte Neubauvorhaben auf Brachflächen als Beitrag der Innenentwicklung insbesondere in den großen Wohngebieten der Stadt vor. Die Aktivierung von innerstädtischen Brachen gilt als erfolgreiche Maßnahme, bei der der Wohnungsbau und vorhandene Infrastruktur verbunden werden können. Michael Nötzel, Projektbearbeiter bei der KEG-Kommunale Entwicklungsgesellschaft Neubrandenburg mbH erläuterte Möglichkeiten der Wiedernutzung von Alt Gewerbe- und Industrieflächen sowie Potenziale der Nutzungsmischung. Moderiert wurde das Forum 2 von der Rostocker Stadtplanerin Anja Epper, Mitglied im SRL e.V.

Im Forum 3 stand zum einen der Erfahrungsbericht von Tanja Blankenburg, Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung M-V zum Landesraumentwicklungskonzept 2016 M-V und die neu eingeführte Kategorie der LändlichenGestaltungsRäume-LGR im Fokus. Zum anderen berichtete Annette Böck-Friese, Leiterin des Bauamtes im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, über den Umgang mit Boden in kleinen Orten und gab Auskunft über die Resultate der durch § 13b BauGB genehmigten Verfahren. Susanne Lüttich, Architektin und Mitglied im SRL e.V. moderierte diese Gesprächsrunde.

 

Podium 

 

Podium

 

 

von links nach rechts:

Jacqueline Antony, Leiterin des Amtes für Bau und Wirtschaft im Amt Penzliner Land

Rainer Bohne, bis 2019 Geschäftsführer der SRL

Hanns Herrmann Bode, ehemaliger Kreisbaudirektor im Landkreis Stade und Mitglied der DASL

Beate Görke, stellvertretene Abteilungsleiterin Bau im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung M-V

Carolin Wandzik, Geschäftsführerin der GEWOS

Dr. Arvid Krüger, Bauhaus Universität Weimar

Wolfgang Oehler, Vereinsvorsitzender "bauen-für-alle.de"

   

 

 

Empfehlungen

Einige wesentliche Empfehlungen konnten in den Foren und der Podiumsdiskussion herausgearbeitet werden: Kleine Kommunen sollen künftig besser eigene personelle, finanzielle und ausstattungsseitige Planungen gemäß der Innenentwicklung und der jeweils angemessenen Wohnungsentwicklung aufstellen können. Die integrierte Planung sei hierfür der richtige Ansatz. Die „ISEKs“ des Stadtumbau-Ost sollen mit aktuellen Inhalten fortgesetzt und auf das jeweilige Umland des Grund- bzw. Mittelzentrums ausgedehnt werden. Eine erfolgreiche integrierte Planung könnte durch integrierte Förderung begleitet werden. Städte und Gemeinden müssten sich dann jedoch - bei entsprechender interkommunaler Abstimmung - gemeinsam für entsprechende Fördermittel bewerben. In drei Punkten hielt Rainer Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur, ein abschließendes Plädoyer für die Bestandentwicklung: Er rief zu einem aktiven Umgang mit dem Bestand auf, damit eine „Umbaukultur mit Augenmaß“ gelingen kann. Er appellierte außerdem an die Akzeptanz des hierarchischen Systems der zentralen Orte. Den Veranstaltungsort Neubrandenburg würdigte er für die Bemühungen um die Auseinandersetzung und die Pflege der Nachkriegsmoderne, die bewusst zur Identitätsstiftung der Bürger mit ihrer Stadt genutzt werde.

Ein weiteres Ergebnis der Konferenz war im unmittelbaren Anschluss der Konferenz die Einberufung eines Austauschs auf Initiative mehrerer Bauamtsleiter aus den Grundzentren der Region, um über Vorhaben, Verfahren und Erfahrungen bei der Entwicklung des Wohnungsbaus zu beraten, mit dem Ziel einer engeren Zusammenarbeit.

Die Konferenz konnte das aktuelle Thema der Zukunft des ländlichen Raumes in den Mittelpunkt stellen und erreichte einen intensiven Austausch, mit der Unterstützung zahlreicher Berufsverbände von Architekten und Stadtplanern sowie der Architektenkammer M-V.